Letzte Woche lief das letzte Mal das Singspiel Bochum von Lutz Hübner (und mit Musik von Herbert Grönemeyer) im Schauspielhaus Bochum.

[box type=“note_box“ style=““ class=““]Siehe dazu auch nebenan im Pottblog:
Letzter Vorhang für das Singspiel Bochum im Schauspielhaus
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Insgesamt war ich jetzt glaube ich über die Jahre viermal in dem Stück drin. Insofern muss ich auch nicht mehr erklären, dass ich das Stück mag. Ansonsten wäre ich sicherlich nicht mehr als einmal drin gewesen.
Das Singspiel Bochum – die Geschichte:
Die Geschichte des Singspiels ist jetzt nicht die komplexeste:
Eine klassische Kneipe schließt nach 30 Jahren und die Stammgäste, die seit ihrer Abiturfeier dort regelmäßig sind, feiern die Wirtin und betrauern den Abschied.
Im Rahmen von Erinnerungen an bestimmte Momente wird dabei erklärt, was es mit den einzelnen Leuten so auf sich hat, was sie geprägt hat, warum sie so agieren wie sie es tun usw.
Die Handlung selber ist jetzt nicht unbedingt preisverdächtig, um nicht zu sagen eher banal, aber dennoch eingängig und unterhaltsam.
Die Musik im Singspiel Bochum:
Klar, natürlich auch das „traditionelle Liedgut“ oder „dieses Volkslied“ wie es Michael Schütz in seiner Rolle als Ralf im Stück sagt – gemeint ist das Lied Bochum vom quasi gleichnamigen Album 4630 Bochum, aber auch viele weitere Lieder des gefühlten Bochumers Herbert Grönemeyer.
Dabei wurden die Leute neu arrangiert und auf eine Art und Weise vorgetragen, dass man sie oftmals gar nicht erkennt. Da klingt dann ein Lied wie Alkohol wie ein tiefreligiöses Lied und man erkennt es nicht wirklich auf Anhieb.
Schade, dass es nicht sowas wie die „Bochum Allstars“ mit der Band „Her Birds“ gab (vergleiche die Spamalot-Allstars – bei Dirk Krogull gibt es ein längeres Video dazu)…
Gute Unterhaltung…
Das Stück selbst ist gute Unterhaltung – und es fällt mir schwer das nächste Wort zu schreiben – gewesen. Im ganz üblichen Sinne konnte man sich hier unterhalten gefühlt und ging mit einem guten Gefühl aus dem Schauspielhaus heraus. Und sicherlich führte den einen oder die andere der Weg direkt danach ins Bermuda3eck ins Bratwursthaus um eine Currywurst zu essen… 😉
Was auch schön war: Die örtliche Verankerung des Stücks.
Klar, ein Stück, das „Bochum“ heißt, sollte jetzt auch das Thema Bochum an sich aufgreifen. Und das tut es.
Beispielsweise durch die geographische Einordnung: Man könnte übrigens meinen, dass die Kneipe im Stück vielleicht im Ehrenfeld, irgendwo rund um das Schauspielhaus liegt. Jedenfalls deuten einzelne geographische Details, die eher en passant erwähnt werden, darauf hin.
Aber auch inhaltlich wird zu Bochumer Themen Bezug genommen: Ob nun bestimmte Krisen die in den vergangenen Jahren die Stadt betrafen, die am Rande erwähnt werden oder aber beispielsweise die geniale Szene, die den VfL Bochum gegen Ajax Amsterdam im UEFA Cup zeigt und bei der die Schauspieler genial das Hoch und die Tiefs in diesem Spiel darstellten – da leidete man im Publikum (nochmal) mit.
… und viel Leidenschaft!
Man merkte den Schauspielern an, dass ihnen die Arbeit an diesem Stück gefallen hat. Oder wie Günter Alt es in seiner Abschiedsrede zu dem Stück formulierte – man könnte das Stück noch viele weitere Jahre spielen.
Und wenn die Stadt Bochum und die Verantwortlichen schlau seien, so Günter Alt, dann würde man in ein paar Jahren Olaf Kröck (den derzeitigen Interims-Intendanten, der zu den Ruhrfestspielen Recklinghausen geht) als neuen Intendaten verpflichten und dann wird weiter gespielt und gesungen.
Dernière vom Singspiel Bochum:
Das war diesmal die Dernière des Stücks, also die umgekehrte Premiere. Sprich: Bochum wurde zum letzten Mal gespielt.
Dazu war im oberen Foyer eine sogenannte Dernièrenfeier geplant. Hier erklärte dann nachher Intendant Olaf Kröck einiges zur Historie des Stücks und auch zum Schauspielhaus an sich.
Doch noch vorher gab es auch einen bewegende(re)n Moment auf der großen Bühne:
Im Namen aller Beteiligten verabschiedete Günter Alt (Roger) seine beiden Kollegen Michael Schütz (Ralf) und Joachim G. Maaß (Peter), die an diesem Tag ihren vorerst letzten Auftritt hatten. Nicht nur in diesem Stück, sondern auch im Schauspielhaus Bochum.
Die anderen aus dem Ensemble stehen noch bis zum 14. Juli auf der Bühne, bevor diese dann mehrheitlich Bochum verlassen (müssen).
Was ich besonders schade finde…
… nicht, dass ein Stück irgendwann mal nicht mehr läuft. Das ist der logische Lauf der Dinge. Sondern ich finde es schade, dass das Schauspielhaus Bochum nicht – wie es andere Häuser machen – Aufnahmen von solchen Stücken erstellt.
Diese könnte man sich dann auch im Nachgang immer noch einmal anschauen (Video) bzw. anhören (CD). Gerade bei diesem Stück wäre es sehr schön gewesen – und ich bin mir sicher, dass ich nicht der Einzige gewesen wäre, der dafür gerne gezahlt hätte.
… ach und dann fand ich noch schade, dass ich es nicht geschafft habe ein „Selfie“ mit Ralf zu machen… wo wir doch quasi fiktive Kollegen als Personalräte der Knappschaft sind. 😉