Kinofilm „Je suis Karl“: Packender wie beklemmender Film zur Verführung durch die neuen Rechten

In "Je suis Karl" erfährt man wie Maxi, die bei einem Terroranschlag zum Großteil ihrer Familie verliert, in den Dunstkreis der neuen Rechte gelangt.

Szene aus "Je suis Karl" (Foto: Sammy Hart)
Szene aus "Je suis Karl" (Foto: Sammy Hart)

Am heutigen Donnerstag läuft der Film Je suis Karl in den Kinos hierzulande an. Da ich den Film vorab sehen konnte, hier jetzt eine Filmkritik dazu.

Je suis Karl: Offizielle Zusammenfassung

Irgendwo in Berlin. Nicht irgendwann – heute.

Ein Paket im Flur.

ALEX. Ein Ehemann und Vater dreier Kinder. Vergisst den Wein im Auto. Wird aus der Routine seines Alltags gerissen und findet im Taumeln danach seinen Halt nicht wieder.

MAXI. Eine kraftvolle junge Frau, die losgeht, in das, was Leben heißt. Die sich ihr Abnabeln anders vor- gestellt hat, wütend wird und Fragen stellt.

KARL. Ist längst losgegangen, hat Antworten, fängt Maxi ab und auf. Kennt ihre Wut und das Ventil. Resolut, blitzgescheit und verführerisch tanzt er mit ihr auf des Messers Schneide. Als Teil einer Bewegung.

Heute in Berlin. Morgen in Prag. Bald in Strasbourg – in ganz Europa.

Es ist eine Machtergreifung.

Je suis Karl: Zur Geschichte

So wie oben dargestellt wird Je suis Karl in der Zusammenfassung beschrieben. Doch fangen wir von vorne an:
Alex und seine Frau haben die drei Kinder (die Tochter Maxi ist das älteste Kind) weltoffen erzogen. Die Familie selbst ist alles nur nicht konservativ und hat sich z.B. aktiv für Flüchtlinge eingesetzt.
Zu Beginn des Films kommt Maxi von einem Besuch bei ihrer Großmutter in Frankreich zurück nach Berlin. Hier überlebt sie – genau so zufällig wie ihr Vater – einen Terroranschlag auf ihr Wohnhaus. Ein Anschlag, der Islamisten zugeschrieben wird.

Es ist klar, dass Maxi nun am Boden zerstört ist. Sie ist genervt von ihrem Vater, von der Polizei und den Medien und zieht sich ins Innere zurück. Zufällig (?) lernt sie auf einer Flucht vor Paparazzi den jungen Karl kennen. Der hilft ihr ganz praktisch aus einer mißlichen Situation und lädt sie nach Prag ein, wo junge Studenten über die Gesellschaft und Europa reden.

Szene aus dem Film "Je suis Karl"
Szene aus dem Film „Je suis Karl“

Anfangs hält Maxi die Gruppe um Karl und das Treffen für eine Kirche, Sekte oder ähnliches. Doch in Wirklichkeit sind die jungen Menschen, die aus vielen Ländern Europas stammen und sich für ihre Vision von Europa, welches sie „zurückerobern wollen“, einsetzen wollen, ein Teil eines Plans einer rechten Machtergreifung. Dabei werden übliche rechte Symbole nicht mehr genutzt und sind sogar verpönt, da sie damit dem neuen Look nicht entsprechen.

Immer mehr wird Maxi in die Szene rund um Karl hineingezogen, der zusammen mit seinen Unterstützern große Pläne für seine Bewegung hat.

Mein Fazit zu Je suis Karl

Mit diesem Film wird ein aktuelles Thema aufgegriffen. Die Parallelen zu existierenden Organisationen und teilweise Personen sind mehr als offensichtlich. Die Handlung wird schlüssig aber von den Thesen her recht simpel erzählt.

Sehr gut gefallen mir Luna Wedler (Maxi) und Jannis Niewöhner (Karl), die in ihrem Spiel absolut authentisch wirken, damit den Film prägen und auch in den Situationen, wo es eventuell etwas inhaltlich her abdriftet weiterhin brillieren. Im Gegensatz dazu wirkt manches, was präsentiert wird, eher betont übertrieben. Ob nun übertrieben unfähig (die Polizei bei den Ermittlungen) oder aber übertrieben schräg, beispielsweise bei der Darstellung der neuen rechten Subkultur. Da wo zu verhetzenden Texten getanzt und gefeiert wird, wirkt es doch zu sehr nach der Methode „Holzhammer“.

Das Ende des Films (zu dem ich jetzt mal nichts verrate) bzw. das Ereignis, was das Ende des Films einläutet, wirkt auch stark übertrieben und überzeichnet – das tut dem ganzen jedoch keinen Abbruch, denn insgesamt gesehen lohnt sich der Film dennoch, auch wenn die dargestellten Thesen manchmal etwas zu überzeichnet wirken. Doch diese kritischen Worte klingen jetzt beim Lesen dieser Filmkritik vielleicht etwas zu harsch – denn im Grunde genommen ist der Film schon empfehlenswert.

Die Gefahr, die von neuen rechten Bewegungen, die oft nicht mehr anhand klassischer Symbole zu identifizieren sind, ist gegeben, deswegen ist es wichtig auch darüber zu informieren. Das tut der Film. Zwar plakativ – aber es ist immer noch ein Kinofilm. Und ein guter.

Siehe übrigens auch das Interview mit dem Je suis Karl-Regisseur Christian Schwochow bei ZEIT Online: „Rassismus als Jugend-Lifestyle“

Je suis Karl – der Kino-Trailer:

JE SUIS KARL – Trailer (HD) auf Youtube

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Plakat "Je Suis Karl"
Plakat „Je Suis Karl“